Solar-Energie ist derzeit in aller Munde. Die Branche boomt. Die Kurse neuer Unternehmen, die an die Börse gingen, sind anderen Unternehmen davongezogen. Zwei ganz simple Tatsachen machen es auch dem Laien auf den ersten Blick leicht, an den dauerhaften Erfolg der Sonnenenergie zu glauben.

Unerschöpfliche Quelle
Erstens: Irgendwo auf dieser Welt scheint immer die Sonne, selbst wenn bei uns tiefste Nacht ist oder ein Unwetter wütet. Zweitens: Während sich die Schätzungen über die rentable Förderung von Erdöl und Erdgas maximal im dreistelligen Jahreszahlenbereich bewegen, gehen Fachleute bei der Haltbarkeit der Sonne mindestens von einer sechsstelligen Jahreszahl aus.
 

30 Prozent bis 2010
Noch euphorischer sind die Analysten der Bank, wenn sie von der Umwandlung der Sonnenenergie in Wärme sprechen: Hier rechnen sie gar mit Wachstumsraten von 25 bis 30 Prozent jährlich – und dies schon bis 2010.

 

George Bush weckte Euphorie
Dass ausgerechnet George Bush Anfang Februar 2006 den Solar-Aktien weltweit zu neuen Höchstständen verholfen hat, klingt erst einmal widersprüchlich. Der amerikanische Präsident genießt nicht unbedingt den Ruf eines engagierten Umwelt-Aktivisten. Für die Euphorie an den Börsen haben wenige kleine Sätze in seiner Rede zur Lage der Nation gereicht: Er kündigte Investitionen in alternative Energien an und hob dabei die Solar-Energie besonders hervor.
 

Solare Weltordnung im Wandel
USA, Deutschland, Japan – zurzeit noch stehen diese drei Länder auf dem Siegertreppchen in der Solartechnik. Allerdings wird sich diese technologische Weltordnung in den kommenden Jahren verändern. Experten der Commerzbank gehen davon aus, dass neben Spanien vor allem Südkorea, Indien und China aufholen werden. Allein die Regierung in Peking hat angekündigt, in den kommenden 15 Jahren 180 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien zu investieren. Bedeutet dies also – global betrachtet – grenzenloses Wachstum und blendende Investitionsmöglichkeiten?

Silizium als Bremse
Als zumindest kurzfristige Bremse der technischen Entwicklung und der Börsenphantasie entpuppt sich der Rohstoff Silizium. Oder genauer gesagt: Die wenigen Hersteller des aus Sand gewonnenen Siliziums können den Hunger der Chip- und der Solarbranche nicht stillen. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage klafft immer weiter auseinander, die Fotovoltaik-Produktion wird teurer. Erst für 2008 rechnen Analysten mit einer Entspannung der Lage, weil neue Produktionsstandorte aufgebaut werden.

Pessimistischere Studie
Aber auch andere mahnende Stimmen wollen nicht verstummen. Wie gerne würden Politiker, Investoren und Unternehmer die ernüchternden Ergebnisse einer Studie führender Umwelt- und Wirtschaftsforschungsinstitute überhören, die die Wachstumsperspektiven der Solarenergie weitaus geringer einschätzen, als es vielen in Politik und Wirtschaft lieb wäre. Demnach könne Solarstrom im Jahr 2020 lediglich rund 1,5 Prozent des deutschen Strombedarfs decken.

Windkraft vor Solar-Energie
In ihrer Prognose gehen die Forscher davon aus, dass die Windkraft im Jahre 2018 von der Sonnenenergie als größter Empfänger von Beihilfen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz abgelöst wird und die Fotovoltaik zwischen 2005 und 2020 rund 28 Milliarden Euro an Einspeisevergütung erhalten wird. Im Vergleich dazu, so heißt es in der Studie, werde der Beitrag der ähnlich stark geförderten Windenergie an der deutschen Stromversorgung immerhin bei knapp 14 Prozent liegen.

Mangelnde Effizienz
Ein Grund für diesen Pessimismus ist die noch unzureichende Effizienz, die den Solarstrom noch zu teuer sein lässt. Dies haben neben den Herstellern auch die deutschen Forscher erkannt. Deshalb sollen Neuentwicklungen im Bereich der Solartechnik rascher als bisher marktfähig gemacht werden.

Forscher helfen Unternehmen
Im weltweit ersten Fotovoltaik-Technologiezentrum, angesiedelt am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg, können Unternehmen neue Produkte und Anlagen auf ihre Eignung zur Serienfertigung hin testen und weiterentwickeln. Ziel ist es, Produktionskosten zu senken und so die Sonnenenergie günstiger und wettbewerbsfähiger zu machen.
Forscher am Fraunhofer-Institut für Solar Energiesysteme ISE haben für die Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom erstmals einen Wirkungsgrad von 41,1% erzielt. Hierzu wurde das Sonnenlicht 454-fach auf eine 5 mm2 kleine, sogenannte Mehrfachsolarzelle aus den III-V-Halbleitern GaInP/GaInAs/Ge (Gallium-Indium-Phosphid/Gallium-Indium-Arsenid/Germanium) konzentriert.

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